Da die Reisezeit von Quepos nach Puerto Viejo recht lang ist, entschlossen wir uns zu einem Zwischenstopp mit Übernachtung auf dem Weg. Am nächsten Tag erreichten wir nach einer zwei stündigen Fahrt Puerto Viejo.
Natürlich hatten wir nichts im Voraus gebucht. Und natürlich zogen die Preise gerade kräftig an, da Menschen aus aller Welt (vor allem aus den USA) sich dazu entschlossen nach Costa Rica an die Karibikküste zu fahren. Wir selbst zählen zu „diesen“ Menschen und können es in der aktuellen Situation nur zu gut verstehen.
Als wir noch in Deutschland waren, hatte ich eine Unterkunft empfohlen bekommen. Also rief ich spontan die Inhaberin an und fragte ob sie Platz für die kommende Woche hätte. „Leider erst wieder ab Morgen“ meinte sie zu mir am Telefon und so suchten wir nach einer akzeptablen Unterkunft zu einem halbwegs vernünftigen Preis. Heraus kam dabei ein Hotel für 80 USD, mit komplett grün gestrichenen Wänden. Auch wenn wir nur eine Nacht dort blieben glaube ich, Kuba hat noch heute ein Trauma davon (grün ist nicht so seine Farbe & es war tatsächlich etwas merkwürdig).
Am nächsten Tag versuchten wir unser Glück in einer Cabaña im Dschungel vor der Küste. Aber nachdem uns der tschechische Volunteer über die alltäglichen Entdeckungen am Wegesrand berichtete und das man besser die Kleidung ausschütteln sollte und die Cabiña vor dem Schlafen gehen auf ungewollte Tierchen wie z.B. Schlangen durchsuchen sollte, wurde uns dann doch etwas mulmig. Er meinte zwar, die Schlangen etc. wären im Normalfall schneller Weg, als wir sie sehen würden, aber wer weiß wie unsere Mädels bei solch einer Entdeckung reagieren würden.
Also fuhren wir zur Unterkunft von Veronica und buchten dort die nächsten Nächte. Veronica und Ihre Tochter waren total freundlich, erfüllten uns nach Möglichkeit jeden Wunsch und die Mädels hatten sogar die dreijährige Enkelin zum Spielen. Die Cabaña war sehr einfach & leider auch sehr klein. Kuba musste auf einer separaten Matratze am Boden schlafen, was den Bewegungsfreiraum noch mehr einschränkte. Daher zogen wir ein Tag darauf ins Obergeschoss. Zunächst war die Begeisterung groß. Viel Platz, 2 größere Betten, ein großes Bad und ein Balkon. Nachdem am Mittag allerdings die Sonne auf das Blech Dach prallte und keine Klima in Sicht war, stellte sich das Zimmer schnell als Griff ins Klo heraus. Wir verbrachten viel Zeit im Innenhof, da man es unter dem Blechdach tagsüber nicht aushalten konnte. Da half auch die Zimmergröße nicht darüber hinweg.
Hinzu kam Emmas „kleiner Unfall im Innenhof“. Die Mädels spielten schön miteinander, als Emma plötzlich schreiend und humpelnd auf mich zu gerannt kam. Auch das noch. Ein verrosteter Nagel steckte in ihrem Fuß. Natürlich schossen mir direkt Horrorszenarien einer Blutvergiftung in den Kopf. Wir zogen den Nagel heraus, ließen die Wunde ausbluten und rieben Sie mit Aloe Vera ein. Zudem meinte Veronica wir sollten über Nacht das Aloe Vera Gel mit Salz bestreuen und es auf die Wunde legen, danach sollte sie ohne Probleme wieder verheilen. Wir wussten zwar schon vorher, dass AloeVera ein kleines Wundermittel war, aber dennoch waren wir skeptisch. Der zweite Gedanke war ob wir nicht besser beim Arzt Antibiotika holen sollten um einer Blutvergiftung entgegen zu wirken. Aber selbst der Arzt (der Samstags abends um diese Uhrzeit schon geschlossen hatte und nur telefonisch erreichbar war) riet uns zur Wundversorgung mit AloeVera. Spätestens, nachdem uns Veronica von ihren Verbrennungen im Kindesalter erzählte, die über den kompletten Arm gingen und die sie täglich mit AloeVera eincremte, beschlossen wir dass es einen Versuch wert wäre. An ihrem Arm war erstaunlicherweise keine einzige Narbe zu sehen. Also desinfizierten wir die Wunde gefühlt zum 10. Mal, legten das Gel des Aloe Vera Blattes auf die Wunde, bestreuten es mit Salz und legten einen Verband an. Und tatsächlich – nach dem dritten Tag war nichts mehr von der Wunde zu sehen.
All diese Erlebnisse brachten uns dazu uns eine neue Unterkunft zu suchen. Wir fuhren um 15 Uhr los und waren froh, als die Mädels einschliefen. Nun konnten wir uns entspannt eine neue Bleibe suchen. Es war allerdings mal wieder ein Samstag. Und alle Hotels waren entweder ausgebucht oder überteuert. Um 17 Uhr erwachten unsere Mädels aus dem Land der Träume – und wir hatten noch immer keine Bleibe gefunden. Ich muss hierbei allerdings erwähnen, dass sie sehr verständnisvoll waren und uns bei der Suche voll und ganz unterstützten. Sie feuerten mich sogar bei der Suche an, sobald wir einen neuen Versuch starteten. Und tatsächlich. Gefühlt nach 15 Unterkünften, gab uns ein Hotel im Dschungel die positive Rückmeldung. Ich sah zwar nicht viel vom Hotel, da mittlerweile schon dunkel war, aber das was ich sah wirkte sehr schön.
Das bedeutete: Hotel fest buchen & all unsere Rücksäcke aus der alten Unterkunft in die neue transportieren. Am Abend gab es zur Feier des Tages dann noch Burger und Pommes. Es gab im Speiseraum sogar ein kleines Spielzimmer und der Pool war direkt neben an. Wir hatten also alles richtig gemacht. Die Hütte in der wir schliefen, war eine moderne Holzhütte mitten im Dschungel.
Am nächsten Morgen gingen wir los um den Pool unsicher zu machen. Nachdem die Mädels keine Lust hatten, machte ich mich alleine auf den Weg zum Jaguar Rescue center. Wie der Name schon sagt, werden Tiere die krank sind oder einen Unfall hatten dort wieder gesund gepflegt. Finanziert wird das Projekt aus Spenden und Eintrittsgeldern. Da kommt man gerne zu besuch! Natürlich leidet auch das Rescue Center derzeit unter den ausbleibenden Besuchern, daher war es dem Tierpfleger ein besonderes Anliegen, dass wir die Arbeit des kleinen Tier Krankenhauses bekannt machen.
Die Tierpfleger achten sehr auf das Wohl der Tiere! Es gab beispielsweise ein Affe im Gehege, der Jahre lang in Gefangenschaft lebte. Er bittete uns darum, dem Tier nicht in die Augen zu schauen, um keine Stresssituationen in ihm hervor zu rufen. Bei den Papageien bittete er uns darum nicht mit ihnen zu sprechen. Sie würden schnell unsere Sprache adaptieren. Das spiegelt aber a) nicht die natürliche Kommunikation der Papageien wieder und b) würde es die anderen Tiere inkl. Den Tierpflegern früher oder später extremst an den Rand der Verzweiflung bringen…
Das Highlight waren die Faultiere! Er nannte die unterschiedlichen Stationen: den Faultier „Kindergarden“ und die „Highschool“. Er orientierte sich hierbei am Alter der Faultiere. Es war toll die Faultiere aus der Nähe betrachten zu können. Normalerweise sieht man sie nur aus weiter Entfernung auf den Bäumen. Die häufigsten Gründe, weswegen Faultiere ins Rescue Center gebracht werden sind: Stromleitungen, Autos & Hunde. Hier ist zu erwähnen, dass Faultiere sich nur etwa einmal die Woche entleeren. Um das zu tun, müssen sie allerdings ihren geschützten Raum auf dem Baum verlassen, um auf dem Boden ihr Geschäft zu verrichten. Dass Faultiere nicht die schnellsten sind, dürfte bekannt sein, zudem sind sie es nicht gewohnt, sich auf dem Boden fort zu bewegen. Das bedeutet sie sind am Boden hilflos Schlangen, Jaguaren und Hunden ausgeliefert. Wer schon einmal in Costa Rica war weiß, dass Hunde sowohl in den Dörfern & Städten, als auch auf am Strand und auf der Straße mitten im Nirgendwo unterwegs sind.
Interessant waren auch die Erzählungen über das Familienleben der Affen und die Aufklärung über Schlangen. In Costa Rica leben einige der giftigsten Schlangen der Welt. Normalerweise meiden uns Schlangen – solange sie sich nicht bedroht fühlen. Was ist zu tun nach einem Schlangenbiss? War eine der Fragen. Viele dachten daran das verletzte Körperteil abzubinden. Der Tierpfleger meinte allerdings, durch die Konzentration des Giftes auf diesen kleinen Bereich, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das entsprechende Körperteil im Anschluss evtl. amputiert werden müsste. Ruhe bewahren, die betroffene Körperstelle ruhig stellen und schnellstmöglich zum Arzt heißt hier die Devise. Hilfreich wäre es jedoch, wenn man wüsste von welcher Schlange man gebissen worden ist (durch ein Foto oder eine Beschreibung). Als Vorsichtsmaßnahmen gelten unter anderem bei einer Dschungel Wanderung: Festes Auftreten (Schlangen reagieren auf Vibrationen, diese vertreiben sie im Normalfall), lange Hosen und hohes, festes Schuhwerk, gut auf den Weg achten und falls eine Schlange auftaucht, ihr niemals den Fluchtweg abschneiden. Der Rückzug ist hier das richtige Verhalten. Zudem sollte man grundsätzlich darauf achten, nicht einfach blindlings in ein Gebüsch zu greifen, bzw. sich ins Gebüsch zu setzen.